Seligenstädter Grenzgang 2018

Am Morgen war es noch kühl und nebelig. Aber als sich gegen 10 Uhr mehr und mehr Teilnehmer am Parkplatz ‚Lange Schneise‘ versammelten, wurde es klarer und heller. Bürgermeister a.D. Rolf Wenzel konnte zum 27. Grenzgang viele Bürger begrüßen, auch den Bundestagsabgeordneten Dr. Jens Zimmermann und den Landtagskandidaten Ralf Kunert. Die Karawane von rund 200 Personen, mitsamt Kindern und Hunden, folgte zunächst der Langen Schneise bis zum Keltergraben. Dort, am Seligenstädter Fledermauspfad, erläuterte der Experte Hartmut Müller, dass Fledermäuse die einzigen fliegenden Säugetiere sind. Sie stammen von den Dinosauriern/Flugsauriern ab und haben sich seit Millionen Jahren nicht verändert. Allerdings gibt es sehr viele Arten von Fledermäusen, und auch im Seligenstädter Gebiet. Dank der Schutzmaßnahmen hat ihre Zahl sogar wieder etwas zugenommen. Auf dem weiteren Weg konnten sich die Grenzgänger an großen Tafeln weiter informieren. Und sie konnten sehen, dass es dort im Seligenstädter Wald immer noch mit Wasser gefüllte Gräben gibt, dicht unter der Oberfläche.

Große Schäden an den Bäumen

Dann ging es rechts ab auf die Kieselheckenschneise. Schon an der Dachsbauschneise fielen Kiefern auf, deren Rinde von Borkenkäfern zerfressen war und sich ablöste. Etwas weiter eine riesige Lichtung. Aufgeschichtete Baumstämme und Wurzelreste zeugten davon, dass die Bäume erst vor kurzem abgeholzt worden sind. Förster Löwer von HessenForst berichtete vom schwierigen Kampf gegen Käfer und andere Schädlinge, und wie die moderne Forstwirtschaft heute versucht, durch Anpflanzen andere Bäume und von mehr Mischwald zu verhindern, dass ein Schädling einen ganzen Wald vernichten kann.

Zeit für eine Rast

Am Ende der Kieselhecken-Schneise hatte das Team des SPD-Ortsverbandes Seligenstadt die Mittelrast aufgebaut, mit Apfelsaft und Äpfeln vom Froschhäuser Obstbau Ott, und leckeren Brezeln. Der frühere Bürgermeister Rolf Wenzel erinnerte daran, dass auf der anderen Seite der Lichtung schon Jügesheim beginnt. Damit keiner die Grenze am Wegesrand übersieht, wurde feierlich ein Schild enthüllt, mit dem Jügesheimer Wappen auf der einen, dem Seligenstädter Wappen auf der anderen Seite. Der jetzige Bürgermeister Dr. Daniell Bastian freute sich, dass Rolf Wenzel seit so vielen Jahren mit dem Grenzgang so viele Menschen erfreuen und begeistern kann, und wünschte, dass diese faszinierende Veranstaltung auch in Zukunft stattfindet.

Wappen der Seligenstadts und Jügesheims

Nachdem sich alle gestärkt und ausgeruht hatten, ging es entlang der „Landwehrschneise“ zu der Stelle, wo der alte Landwehrgraben die „Lange Schneise“ quert. Man sieht hier ganz deutlich im Wald noch den tiefen Graben und die Wälle auf beiden Seiten, nicht weit entfernt vom „Grenzweg“ und Gemeindegrenzen. Stefan Becker, ein Kenner der Geschichte und ihrer Spuren unserer Region, konnte an diesem Bodendenkmal zeigen, dass es vor mehreren hundert Jahren eine deutliche Abgrenzung der Herrschafts- und Zollgebiete gegeben hat. Oft wurden vorhandene Gewässer und andere natürliche Hindernisse mit einbezogen. Die Gräben und Wälle waren mit undurchdringlichen Hecken, „Gebück“ genannt, als weiteres Annäherungshindernis verstärkt, so dass Mensch und Tier gezwungen waren, diese „Landwehren“ nur an zugelassenen Durchgängen und kontrollierten Schlagbäumen zu passieren.

Nicht nur Bäume…

Über die Saustallschneise ging es dann Richtung Autobahn. Abseits der Wege zeigte Förster Löwer, dass es im Seligenstädter Wald auch reizvolle Feuchtgebiete und Tümpel gibt. Diese werden nun sorgsam wieder freigelegt, um die natürliche Vielfalt zu fördern.

Musik im Wald

Nun zogen die Grenzgänger über die Horneichenschneise nach Südosten. Als sie sich der Baumschule näherten, klang Musik durch den Wald. Dann sah man, weshalb: vor der Brehms Hütte hatte sich das große Bläser-Ensemble des TGS-Musikkorps aufgebaut. Die Instrumente blinkten in der Sonne. Da standen Tische und Bänke, und vor der Terrasse gab es Getränke und Essen. Die Erbsensuppe und die Würstchen kamen diesmal von der Metzgerei Schleunes. Wie man sehen konnte, schmeckte es, und, begleitet von den harmonischen Melodien des Musikkorps, gab es noch viele Gespräche, bei angenehmen Temperaturen.

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