Der Sonne entgegen – Mein kleines Seligenstadt #16
Es steht uns ein sonniges Wochenende bevor. Da wäre es doch schade, zu Hause zu bleiben. Wer sich nicht im Freibad oder am Badesee tummeln möchte, der kann sich auch einfach mal durch unser Sonnensystem fliegen. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf dem Longboard – innerhalb eines Nachmittages bis zur Sonne.
1988 hatte die Kreuzburgschule die Idee, ein Modell von unserem Sonnensystem erlebbar zu machen und es hat sich bis jetzt gehalten, womit es älter ist als ich. Und weil es viel zu langweilig wäre, das Modell auf dem Tisch stehen zu haben, haben sie es größer gebaut. So groß, dass Hainburg nicht ausgereicht hätte, weshalb der Start des maßstabgetreuen Planetenweges in Seligenstadt liegt. Letzte Woche bin ich ihn einmal für euch abgefahren.
Beginnend mit Pluto unterhalb der Märkte in der Steinheimer Straße am Mainufer bis nach Hainstadt, wo die Sonne auf uns wartet. Pluto, der heute kein Planet mehr ist, was mich damals, als ich es erfahren habe, wirklich traurig gestimmt hat. Pluto, der den Merksatz für die Reihenfolge unserer Planeten vollendet hat und der auf diesem Weg noch eine kleine nostalgische Erinnerung in mir hervorruft.
Neptun, der Gott der Meere. Bevor ich hier angekommen bin, habe ich mich nicht nur einmal gefragt, ob ich vielleicht den Planeten verpasst habe oder vom Weg abgekommen bin. Aber dann steht er da.
Uranus. Wieder einer der Planeten, wo mir klar wird, dass die Abstände so weit außen in unserem Sonnensystem einfach sehr groß sind. Da stehe ich, blicke auf den stecknadelgroßen Punkt und fühle mich gleichzeitig riesig groß und winzig klein in diesem Sonnensystem.
Saturn, den viele heute als Elektronikmarkt kennen, der aber durch seine einzigartigen Ringe früher mein Lieblingsplanet war.
Jupiter, der größte Planet in unserem Sonnensystem und so langsam werden die Abstände zwischen den Planeten überschaubarer. Jupiter, den schon die Römer als den größten ihrer Götter ansahen.
Mars, den ich früher vor allem mit außerirdischen Marsmenschen verbunden habe. Wenn es einmal Menschen schaffen, außerhalb der Erde eine Kolonie aufzubauen, dann wohl hier – Inhalt vieler Science Fiction Filme.
Erde. Ich fühle mich zu Hause. Der nächste Planet ist in Sichtweite und trotzdem über 40 Millionen Kilometer weit weg…
Venus, die Göttin der Liebe. Da stehe ich mit meinem Fahrrad alleine vor ihr und denke an das Lied der Prinzen „Oh, wie liebe ich mein Fahrrad. Warum, das weiß ich nicht genau“. Ich fühle mich ernüchternd einsam.
Merkur, es ist fast geschafft. Ich kann die Sonne schon sehen und stelle mir vor, ihre Wärme zu spüren…
Die Sonne, das Ende des Weges und das Ziel meiner Tour. Mir wird wieder einmal klar, wie wenig mein Leben für das Universum bedeutet und wie es für mich doch trotzdem irgendwie alles ist. Ich mache mich wieder auf den Heimweg.
Gute Nacht, mein kleines Seligenstadt…